Der
Bericht soll nur ein Stimmungsbild und Anregungen
vermitteln, er kann und soll nicht Ersatz für einen
Wanderführer sein.
Seit ein paar Jahren
flüchte ich Anfang November auf einen kurzen Sprung in
mein geliebtes Allgäu. Auto braucht man nicht. Wenn man
starke Verkehrstage vermeidet, kostet die bequeme Anreise
mit der Bahn weniger als vierzig Euro, mein Preis war
31,30 Euro hin und zurück! Der meistens knappe
Umsteigeanschluss in Ulm hat eilenden Fußes gerade so
geklappt. Die stark befahrene, nicht elektrifizierte
eingleisige Allgäustrecke erfordert eine genaue Taktung
des gegenläufigen Verkehrs, weshalb ein auch nur kurzes
Warten auf die meistens verspäteten Anschlusszüge nicht
möglich ist. Im Oberallgäu gibt es
für den Nahverkehr auf die Gästekarte gebuchte günstige
Mehrtagespauschalen für 4, 7 und 14 Tage und im Sommer
sind sogar die meisten Seilbahnen kostenfrei
eingeschlossen. Der Preis
rechnet sich immer. Vor allem erlaubt das Busnetz
Steckenwanderungen. Zurück kommt man immer. Mein Quartier
ist seit Jahrzehnten das familiäre Gästehaus Socher mit
Blick zum Rubihorn.
Im November macht die Gastronomie fast komplett Pause. In
Oberstdorf verbleiben als empfehlenswert ganztags das Cafe Franziskus und
kurz vor dem Bahnhof eine große Gaststätte mit Cafe (Relax). Ab Mitte
Dezember brummt es wieder.
1. Tag:
Bei Ankunft mit der Bahn in Fischen um 11 Uhr war
noch ordentlich Luft für Programm. Schon der Weg von
Fischen zu meinem Quartier in Schöllang ist eine
wunderschöne aussichtsreiche Kurzwanderung. Ich wusste
von meiner Vermieterin, dass es der letzte Tag mit freier
Seilbahnfahrt per Gästekarte war. Auch wenn ich diese
Beqemlichkeit i.d.R. vermeide, war die Möglichkeit der
Schlüssel für einen erlebnisreichen Auftakt. Ohne
Wartezeit mit der komplett neuen Bahn rauf zur
Nebelhornstation "Höfatsblick". Auf der Strecke
voller Blick auf die von der Vierschanzentournee bekannten
Sprungschanzen
und Tiefblick auf Oberstdorf.
Es war Kaiserwetter,
Neuschnee, stellenweise meterhoch
verweht, aber auch
geräumt oder plattgetrampelt, jedenfalls nicht gerade
für große Wanderungen. Dennoch gibt es im Nahbereich
genügend Möglichkeiten. So gibt es einen wenige 100
Meter langen ebenen Panoramaweg, speziell für wenig
Mobile. Der Bequemweg war fast blank geräumt, was aber
durch Tauwasser stellenweise zu Eisplatten führte. Als
Pflichtübung musste der aussichtsreiche Zeigerkamm sein.
Neben der plattgetretenen Normalspur unterhalb der
DAV-Hütte gibt es noch eine nur wenig längere Schleife
hinter dem Pavillon herum. Auch dieser Weg war zunächst gewalzt
und dann war es aus. Aber Streckenkundige wissen sich zu
helfen. Einfach der Nase nach weiter, so wie es die
Landschaft vorgibt, natürlich mit wenigstens
knöcheltiefem Einsinken. Schon sehr bald trifft man
unfehlbar auf den Normalweg. Der Zeigersattel bietet einen
tollem Rundumblick, vor allem zum nahen Nebelhorn
und zum Seealpsee. Zurück dann der gleiche Weg und
nicht der überlaufene Normalweg. Es hätte sich noch
angeboten, anstatt mit der Seilbahn auf einem gewalzten Fahrweg in weniger als
einer Stunde bis zum mir sattsam bekannten Nebelhorngipfel
aufzusteigen. Die Überfüllung oben wollte ich mir nicht
antun. Eigentlich wollte ich auf eigenen Füßen
auf dem teilweise sehr abschüssigen Güterweg bis
Oberstdorf absteigen, aber ohne Stöcke war mir das zu
rutschig. Also dann doch Seilbahn, aber nur bis zur
Mittelstation, um auf der Terrasse des Cafe Breitenberg
ein Stück Kuchen zu essen. Rückfahrt dann mit dem Bus um
17:05 Uhr nach Schöllang.
2.Tag:
Wetter trüb, Gipfel in Wolken. Also angepasstes Programm.
Mit dem Bus bis Vorderhindelang und dann den Fahrweg
hinauf nach Gailenberg. Oben tolle
Aussicht
zum Imberger Horn und über Hindelang, wenn auch
etwas grau und teilweise verhangen. Ohne große
Höhenunterschiede auf dem "Bergwachtweg" weiter
Richtung Oberjochstraße. Am Cafe Polite habe ich mich
wegen unklarer Beschilderung vertan. Ich bin zu früh
abgestiegen nach Bad
Oberdorf. Das war zufällige
Entscheidungshilfe, denn der angedacht gewesene Weiterweg
war wegen Fällarbeiten teilweise geperrt. Nach dem kurzen
Abstieg ein Stück die Straße entlang zum
DAV-Jugend-Ausbildungshaus und gleich anschließend
Richtung Hotel Prinz-Luitpold-Bad. Weiter über den
Vaterlandsweg und den Bärenweg nach
Hinterstein mit
kleinem Abstecher zur vom Zipfelsfall
gespeisten PrinzeGumpe. Zurück mit Bus.
3.Tag:
Wieder Kaiserwetter. Mit dem Bus nach Baad. Baader
Höhenweg bis zum Abzweig steil hinauf zur Bühlalpe
und auf
dem Zafernaweg, vorbei an der Seilbahnstation Sonnaalpe
mit Blicken zu den Schafalpenköpfen und
über Mittelberg und
Riezlern
zum Skizirkus Heuberg. Zuerst wollte ich
nicht zur Straße zur Fuchsfarm absteigen und versuchte in
Richtung Auenhütte zu gehen. Der Wegweiser war aus gutem
Grunde prophylaktisch abmontiert. Ging aber problemlos -
zunächst. Leider ist der Weg im Bereich einiger
abschüssiger Serpentinen asphaltiert, was bei
übergefrorenem Tauwasser aber arg unangenehm wurde. Also
eilenden Fußes zurück und dann doch zur Straße, die ich
vermeiden wollte. Immerhin gab es einen ersten
Blick zum Zwischenziel Bruder-Klaus-Kapelle und als
Rückblick den Ifen.
Nach ca. 1 km Straße ist ein Abzweig nach Wäldele, mein Zwischenziel. Zuvor noch Verneigung an der
Bruder-Klaus-Kapelle. Hier nicht weiter bis zur Straße
sonden kurz zurück und dann talauswärts bis zur Straße.
Hier überqueren und dann auf bezeichnetem Weg
Richtung Naturbrücke, Mahdtalhaus, Schwende und
über die abenteuerlich hohe Breitachbrücke direkt zur Haltestelle des
Walserbusses. Für Unentwegte bietet es sich noch an, ab
der Bushaltestelle Schwende weiter auf dem Straußbergweg
so weit die Füße tragen.
4. Tag:
Wohin, wenn man alles kennt? Es darf auch mal
gemütlich sein. Also ab Oybrücke/Oberstdorf über
Hermannsruh, Moorsee, vorbei am Golfplatz. An der
Wegekreuzung dann Richtung Gerstruben, aber nicht hinauf
sondern geradeaus über die Märchenwiese zum Christlessee
und weiter bis zum Touristenziel Spielmannsau
mit dem Panorama des Alpenhauptkamms.
Die fett
angeschriebene Höhenangabe ist um 100 m zu
großzügig. Hier
unbedingt noch ein paar hundert Meter weiter bis zur Alpe
Oberau, zuvor noch mit einem Blick in die
wunderhübsche kleine
Kapelle. Auf dem zunächst gleichen
Rückweg nach dem Hotel auf dem oberen Fahrweg bleiben bis zur
großen Wegekreuzung. Hier verschiedene Möglichkeiten. Am
schönsten ist, wie beim Hinweg, nur ein Stückchen Richtung
Gerstruben und dann nach der Brücke auf dem Talweg vorbei am
Gasthaus Gruben und ungefähr im Höhe des Gasthauses
Jägerstand dem Schild Kühberg folgen. Auf festem,
aussichtsreichen Weg leicht aufwärts zum
Gasthaus Kühberg mit schöner Aussichtsterrasse. Ab hier entweder Schnellabstieg zum
Oybeleparkplatz oder auf dem Oytal-Fahrweg zu den Schanzen und
weiter zum Startpunkt. Unten angekommen, bot sich ein
artistisches Schauspiel, nämlich höhensichere
Monteure bei der Revision der Seilbahn.
5.Tag:
Heimfahrt ohne Umsteigen. Zuvor aber noch Spaziergang
von Schöllang mit letzten Bergblick über das Widum und an der Schöllanger
Burgkirche vorbei mit Blick zum Grünten
nach Fischen. Die Wartezeit bis zur
Abfahrt lässt sich im Kurpark mit Alpin- und Kräutergarten
entspannt vertreiben. Auf der sonnigen Bahnfahrt öffnete
sich nochmals ein Blick zum Niedersonthofener
See und ab Stuttgart Dauernebel für die ganze Woche.
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