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Der
Bericht soll nur ein Stimmungsbild sein und Anregungen
vermitteln, er kann und soll nicht Ersatz für eine Wanderkarte sein.
Anlass war das jährliche Funkenfeuer, mit dem eine Woche
nach Fastnacht die Wintergeister ausgetrieben werden. Aus
dem Kult ist längst eine Attraktion geworden mit
zahlreichen Feuern an exponierten Stellen. Die
Scheiterhaufen werden erst am Abbrandtag errichtet, um
keine Zuflucht suchende Tiere zu grillen. Der 400 m über
Schöllang / Reichenbach liegende Aussichtspunkt Stitzel ist die
traditionelle Feuerstelle.
Mit Klick auf das
Feuerbild in der Titelzeile können sie ein kurzes Video
im Format avi herunterladen und anschließend öffnen.
Wenn man
starke Verkehrstage vermeidet und rechtzeitig bucht, ist
die bequeme Anreise
mit der Bahn traumhaft günstig. Meine Reisezeit mit der
günstigsten der wenigen Direktverbindungen von der
schlecht versorgten Provinzhauptstadt Mainz bis Ulm dauert für 300 km bei teilweise Tempo
250 km/h gerade mal 2:18 Stunden und die stark befahrene
eingleisige Strecke von Ulm
nach Fischen für ca. 107 km wegen der von Kaputtsparer
Mehdorn abgeschafften Weichen und damit eingeschränkten
Begegnungs- möglichkeiten satte 2:30 Stunden plus
Umsteigezeit in Ulm.
1. Tag:
Anfahrt nach Fischen mit Ausblicken aus der Bahn
auf den Nieder-Sonthofener
See und die Sonnenköpfe.
Meine Motivation war das Funkenfeuer
und
sonst nur Schonprogramm, aber das günstige Wetter bewegte
mich dann doch.
Mein Quartier
ist seit Jahrzehnten das familiäre Gästehaus Socher
in Schöllang mit
Blick aus meinem Zimmer zum Rubihorn.
Der aussichtsreiche Weg von Fischen hinauf nach Schöllang
ist für mich immer wie Heimkommen. Der Aufstieg
ist mit ganz viel blumengeschmückter Heiligkeit
gesäumt.
Es war Spätwinter, im Tal längst
Frühjahr. Kurios waren die an grünen Berghängen übrig
gebliebenen, eisharten Kunstschneeabfahrten. Völlig
pervertiert zeigte sich eine Eisspur in den Fischener
Illerwiesen.
Nach Bezug meines Wohlfühlzimmers
ohne alles erschlagenden Doppelbettenblock Start zu
meiner obligatorischen Runde durch das Widum, vorbei an
der Baustelle des großen Talfeuers, dann am
direkt zum Gaisalp-Parkplatz an der Straße nach Reichenbach und Aufstieg auf
dem mit Aussichtspunkten
und Bänken gespickten Fahrweg
hinauf zur Gaisalp
mit unvermeidlicher Kapelle
und Blick aufs Nebelhorn.
Ganz gegen meine Art habe ich fast
keine Bank ausgelassen. Na ja, nie war ich so
alt... Unterhalb der Gaisalp führt ein durch
Misthaufen getarnter, leicht übersehbarer Wegeabzweig auf
ausichtsreichem
Pfad zum
Aussichtspunkt Stitzel als traditioneller Ort des
Funkenfeuers, in diesem Jahr wegen Trockenheit mit
Brandgefahr nur als Sparausgabe. Von hier aus auf Fahrweg
hinunter nach Schöllang. Die beschriebene Gehrichtung (hier
Steckenplan) ist
unbedingt zu bevorzugen, weil der eintönige Fahrweg vom
Stitzel hinunter schneller abgespult ist als bergauf. Nach
einer Pause dann zum nahen großen Funkenfeuer. Die
Entzündung wurde geradezu zelebriert. Der Vollbrand war
geradezu ein Vulkan. Viel Publikum und kleine Bewirtschaftung. Ein richtiges Volksfest bei milden
Temperaturen.
2.Tag:
Große Nummern hatte ich nicht vor, eher nur
Verlegenheitsbewegung. Dank Ortskenntnis ist das
Schonwandern aber zu einem Erlebnis geworden. Zunächst
wieder durch das Widum
zu den Glutresten
des Funkenfeuers mit Rückblick nach Schöllang bis
zum Grünten,
dann vorbei am Moorstüble
mit dem Naturschwimmbecken.
Nach
Durchquerung von Reichenbach zuerst auf einem der vielen
Wege mit Blick zur Schöllanger Burgkirche
hinauf zum Aussichtsbalkon des das Tal längs
teilenden Bergrückens. Abstieg nach Rubi zur Pestkapelle
und dem
Wegweiser nach zum aufgemotzen Illerursprung, dem
Zusammenfluss von
Stillach, Trettach und Breitach. Keilförmig angenagte
Stämme waren untrügliches Zeichen einer Biberpopulation.
Die Biberburg war für ein halbwegs aufmehrksames Auge
leicht zu finden. Außer mir hat das von Smartphones
gefesselten Spazierwanderen keiner wahrgenommen. Und so
ging es dann auf einfachen Wegen zum Busbahnhof
Oberstdorf. Was anfangen mit einem angebrochenen Tag? Mit
Bus bis Söllereck und auf breitem, teilweise aussichtsreichen
Weg zum Freibergsee und
auf leidlich hergerichtetem Treppenweg steil hinauf zum
Gasthaus Hochleite auf ein Getränk. Normalabstig nach
Schwand. Alsdann auf Fahrweg hinunter zum Auslauf
der Flugschanze
und der nahen Bushaltestelle.
3. Tag:
Mit Bus ab Schöllang bis Hinterstein
mit Kapelle
und mit Talbus zum Giebelhaus,
allerdings mit vorzeitigem Ausstieg an der Hubertuskapelle
mit sehenswerter Ausgestaltung.
Dann noch der Restweg
zum Giebelhaus. Ab hier durch Altschneemassen
und Eisplatten etwas erschwertem,
teilweise aussichtsreichen Fahrweg
hinauf zur
Schwarzenberghütte mit unvermeidlicher Einkehr. Sehr
schön ist der in ganzer Größe fotografisch schlecht
erfassbare, stilvolle Hausaltar.
Hüttenwirt Albert als Institution hat nach Jahrzehnten
aufgehört. Nachfolger ist ein junges Paar mit familiärem
Hütten-Gen. Anstatt direkt zurück zur Bushaltestelle am
Giebelhaus bietet sich ein Abstecher in das zwar weite,
aber im Winter sonnenarme und noch reichlich verschneite Obertal
an. Auf kaum begangener und nur zur
Versorgung einer Wildfütterungsstelle gelegentlich von
einem Kettenfahrzeug befahrenen Weg im Rahmen der
Zeiteinteilung vorbei am Engeratsgundhof
und durch geschlossenen Schnee mit Bachlauf
weiter bis kurz vor die Laufbichelalp und
wieder
zurück zur Bushaltestelle am Giebelhaus. zunächst
mit dem stündlich fahrenden Pendelbus nach Hinterstein
mit Umstieg zum Direktbus nach oberstdorf über
Schöllang. Bemerkenswert sind die neuen Aktivanzeigen
an fast allen Bushaltestellen.
4. Tag:
Mit Bus nach Oberstdorf und über die Ausichtsstelle Hermannsruh, den
Moorsee, die von mir so genannte
Märchenwiese zum Christlesee nach Spielmannsau
mit tollem
Blick in den Talschluss mit der dominierenden
Trettachspitze. Ausgerechnet Ruhetag, aber voll bestuhlte
Terrasse. Nie habe ich preiswerter auf einer
Wirtshausterasse gesessen. Für den Rückweg gibt es
verschiedene, von mir x-mal abgelutschte Möglichkeiten.
Dieses Mal sollte es der auf der Gerstrubenseite gelegene
Wanderpfad sein. Interessant war eine durch eine aktive Rinne
nachgerutschte
frische Mure, die leicht zu queren war. Auf dem Weiterweg
bot sich eine ausnahmsweise mal nahrhafte
Pause auf der Terrasse des Mummestübles an. Als
Weiterweg dann nicht wieder über den Höhenrücken mit
dem Moorsee sondern den in beiden Richtungen reizvolle
Talweg mit dem Gasthaus Gruben ohne den Schlenker über
die Schanzen
zurück nach Oberstdorf.
5. Tag:
Bis dahin war Wetter der Kategorie zwei, also
niederschlagsfrei mit teilweise blauem Himmel. Und zur
Abfahrt machte es der traurig gewordene Himmel mir leicht.
Wolkenfetzen mit Bodenberührung und leichtem
Tröpfeln. Der Abstieg zum Bahnhof Fischen ist für mich stets ein milder
Ausklang. Am späten
Nachmittag des Vortages hätte ich
locker zurückfahren können, ich habe es mir aber zur
Gewohnheit gemacht, ohne Zeitdruck noch eine Nacht zu
bleiben und morgens mit durchgängigem Zug ohne Umstieg nach
Mainz zu fahren. Wegen der eingleisigen Allgäubahn mit
viel Gegenverkehr hat sich eine ordentliche Verspätung
aufgebaut. Und wenn ein Zug schon mal verspätet ist, ist
dieser auf der weiteren Strecke immer nachrangig. So
musste der Zug im Stuttgart einen schnelleren ICE
vorlassen um diesen nicht unterwegs auszubremsen.
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