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Nach den vorausgegangenen Touren mit 40 cm Neuschnee und später
brutalem "Kaiserwetter" wurde die Neuauflage eine
ziemliche Herausforderung.
Schon im Vorfeld gab es den ersten Knoten. Der Wanderleiter ist
ausgefallen und Ersatz aufzutreiben war schwierig. So bin ich
als gerade aufs Altenteil abgemeldeter Wanderleiter urplötzlich
als Notnagel in die Pflicht geraten. Allerdings war mir die
ungeplante Tour zu lange und so fand sich eine Aufteilung
zwischen den "Veteranen" Hartmut für die erste
Hälfte und Manfred für die zweite Hälfte.
1. Tag: Schon die Anfahrt zum Bahnhof war ein Erlebnis der
besonderen Art. Es war wegen Gleisbaustelle der Straßenbahn
Schienenersatzverkehr und der Busfahrer wusste den recht verschlungenen
Weg nicht. Mit meiner Lotsenhilfe ist dann doch alles wohl und
zeitgerecht gelungen, auch der Treff auf dem Bahnsteig und die
Fahrt mit Billigticket nach Oberstdorf. Dort erste
Verunsicherung. Zwei nicht zur Gruppe gehörende Bergfreunde
empfingen uns am Bahnhof und warnten uns vor der ungewöhnlichen
Altschneelage. Schnell wenigstens einen Pickel zu kaufen, wurde
uns dringend angeraten. Wegen der alsbaldigen Abfahrt unseres
Kleinbusses zum Startpunkt Spielmannsau war die Zeit zu knapp.
Eigentlich war angedacht, nur ein Teilstück zu fahren, aber die
Zeit war doch zu fortgeschritten um mindestens eine zusätzliche
Stunde zu investieren. Grundsätzlich sei bei genügend Zeit von
5 Stunden der wunderschöne Anmarsch über Moorsee, Golfplatz,
Märchenwiese
und Christlessee bis Spielmannsau empfohlen. Die komplette
Anfahrt war aber genau richtig, denn der Anstieg durch den
Sperrbachtobel sollte
zeitaufwendiger werden als normal. Zuvor aber noch die
obligatorische Rast vor der Alpe Oberau. Bis zur Materialbahn
geht noch ein Fahrweg. Dann aber sehr naturnah. Alles mit
Lawinen und Muren verschüttet. Stellenweise Waldfriedhof.
Im Aufstieg gibt es wenige Meter abseits vom Weg eine Wallfahrskapelle,
an der die Eiligen vorbeigerannt sind. Dank der vom Hüttenwirt
präparierten Improvisationen bis hin zu Schneetunnels
ging es auf dem von häufigen von Wasserduschen
überspülten Weg doch gut, wenn auch
deutlich langsamer als unter normalen
Verhältnissen. Wir erreichten die Kemptner
Hütte (1846 m) minutengenau nach Plan. Wir neun Leute
hatten zwei Zimmer und konnten recht ordentlich schlafen.
ca. 790 m +
50 m - 3:45
Stunden wegen Eislage
2. Tag: Ein
Segen. Alles Frühaufsteher. So sind wir alle Tage zeitig
abmarschiert und hatten dann ein gutes Zeitpolster. Drei Varianten standen zur
Auswahl. Die sehr aussichtsreiche Route Richtung Bernhardseck
zur Jöchelspitzbahn mit Panoramablick auf den Heilbronner Weg
kam wegen des nicht vorbestellten Transfers bis zum nächsten Hüttenanstieg
nicht in Frage. Den Standard-Abstieg mit den attraktiven Wasserfällen
zogen wir der
neuen Touristenattraktion, einer 200 m langen Hängebrücke
vor. Neu an den Wasserfällen ist ein perfekt gesicherter
abenteuerlicher Klettersteig durch die senkrechten Wände mit
tosendem Wasser unten und luftigen Seilbrücken oben. Ein paar
Akrobaten boten uns ein kleines Schauspiel. Bemerkenswert war
eine Schneebrücke
als Rest des Winters. Leicht ging es den
restlichen Fahrweg nach Holzgau zur kleinen Einkehr im Hotel
Bären direkt an der Bedarfshaltestelle des Pendelbusses. Vom Talort Holzgau (oder Bach) laufen nur ganz
hartgesottene Puristen den langen öden Forstweg zur Talstation
der Memminger Hütte. Standard ist die Nutzung des Feuerstein-Bus-Pendelverkehrs Auf den möglich gewesenen Rucksacktransport per
Seilbahn verzichteten wir.. Der Aufstieg
war
im unteren Teil trockenes Gehgelände, weiter oben gab es
einiges an Altschneerutschungen, die sich aber gut queren oder
am Rande umgehen ließen. Guter Dinge haben wir die stets überlaufene Memminger
Hütte (2242 m) erreicht. Wir waren so früh dran
und so locker, dass wir bis auf einen den Hausberg Seekogel
(2412 m) bestiegen haben mit Tiefblick auf die Hütte und den
Überstieg der Seescharte. Das
Lager mit nur einem fremden Mitschläfer war in Ordnung, aber sonst
Fabrikbetrieb mit umschichtigem Essen..
ca. 1100 m +
1020 m - 5:30 Stunden
ca. 200 m + 200 m
- 1:30 Stunden Seekogel
3. Tag: Wetter
weiterhin wanderfreundlich, also von allem etwas, aber kein
Regen. Beschwingt ging es am unteren
Seewiessee , einer ahnungslosen Gruppe von
zartfleischigen Schlachtpferden
und später am noch zugefrorenen
oberen Seewiessee vorbei und aussichtsreich (Archivfoto)
knapp 400 Hm hinauf zur Seescharte (2599 m) mit guter
Sicherung im Bereich des Überstiegs. Hier kleine Rast mit
durch Wolkenfetzen etwas beeinträchtigtem Ausblick auf die weitere Strecke
mit dem berüchtigten Langabstieg über 1900 m ins Zamer Loch.
Die Spur bis zur nicht bewirtschafteten Oberlochalm (1799 m) war
durch stellenweise Hartschnee und viele Geröllrutschungen reichlich schlecht geworden. Rast
machten wir an der auf Hubschrauber- oder Rucksackversorgung
angewiesenen Unterlochalm. Dann
ging es durch Wald und Weiden zuerst sehr langsam bergab, später
in den Wänden des Tobels auf guter Spur aber doch mit manchen
Tiefblicken unendlich lange bei steigender Luft- und Fuß-Temperatur
hinunter nach Zams.
Vor allem das letzte Stück hinunter nach Zams liegt trotz
schütterem Baumbestand arg in der Sonne. Schon um 14 Uhr
waren wir unten an einem leicht zu übersehenden Ruheplatz mit
Bänken und Trinkwasserbrunnen. Platt waren wir nicht, aber es
hat gereicht. Gemütlich schlenderten wir zur
Venet-Seilbahn mit Auffahrt bis zur abenteuerlichen "Mittelstation". Das ist keine wirkliche Station, sondern
ein
recht luftiger Zustieg über die nur einmal in der
Stunde angefahrene Bedarfshaltestelle an einer
Stütze. Unser nächstes Quartier in der sehr empfehlenswerten Zamer
Schihütte (1764 m) lag nur 15 Minuten entfernt. Früh
waren wir oben und genossen die Entspannung in Liegestühlen.
Untergekommen sind wir in einer "Ferienwohnung", also
Aufenthaltsraum mit angeschlossenem Bettenlager und Nasszelle
nur für uns. Halbpension zum vertretbaren Preis war
obligatorisch, allerdings gegenüber früher etwas einfacher
geworden. Und als Extra gibt es kostenlosen Wäscheservice.
ca. 455+ 1955 -
7 Stunden
4. Tag:
Wachablösung, aber kein fliegender Wechsel sondern Weitergabe
des Staffelholzes an Senior Manfred erst am Abend. Diesen Tag
musste die Gruppe nach exakter Anweisung alleine meistern. An
der Seilbahn war froher Abschied. Hartmut nach unten zum Bahnhof
und die Mannschaft mit der am Vortag gekauften
Seilbahnkarte bis zur Bergstation Krahberg
(2208 m). Als Weiterweg gibt es eine von den
gewerblichen Veranstaltern bevorzugten Almenweg oder die viel
attraktivere Variante über die sogar als Rundweg markierte
Kette der Venetgipfel.
Mit nicht allzu viel auf und ab auf geht es auf einem
übersichtlichen Kammweg zuerst auf den den höchsten Punkt
Glanderspitze (2512 m) bis zum Kreuzjoch (2464 m).
Von dort aus auf harmloser aber kiesiger Spur stramm hinunter zunächst zur Larcher Alm
(Einkehr) und weiter durch Wald und Wiesen bis zur rustikalen "Pferderanch
Neu Amerika (1350 m) etwas
unterhalb von Piller. Es gibt mit 4-5 Betten überfrachtete
ehemalige große Doppelzimmer
mit ordentlichen Etagenduschen und als Abendessen obligatorisch
Spearrips. Endlich gegen 19 Uhr trudelte Manfred nach
verknoteter Anreise an und übernahm das Staffelholz.
ca.430 m + 1360 m -
8:00
Stunden.
5. Tag: Beginn der
Schwierigkeiten. Manfred als besserer Kenner der Region hatte
schon vorgeplant. Der sehr lange Weg bis zur Verpeilhütte
führt am Anfang lange und nicht gerade erlebnisreich
durch Wald. Diesen zähen Vorlauf galt es per Fahrdienst bis zur
Aifner-Alm abzukürzen. Viel geholfen hat es nicht, dazu
später. Ab hier beeindruckt der keineswegs
gemütliche Panoramaweg mit Blick auf zahlreiche
Dreitausender,
in der Ferne der Gepatsch-Stausee vor der Weißseespitze. Die tief eingeschnittene Felsrinne des Lahnbachs
muss weiter oben umlaufen werden. Einen
Ausschnaufer am "Schlafbödele" ist obligatorisch.
Bald ist die nahrhafte Falkaunsalm (1963
m) erreicht. Das
bevorzugte Ziel Wiesenhof
(1607 m) war schon seit Monaten voll ausgebucht, deshalb war
nach vorausgegangener Abkürzung eigentlich ein Durchziehen bis
zur Verpeilhütte geplant. Weiter ging es durch einen gut 900 m langen, nur mäßig nassen Wasserstollen
(Taschenlampen) bis kurz vor die Gallrutalm, dem
Beginn des Dr.-Angerer-Höhenwegs. Aus die Maus. Ende der Fahnenstange.
Gesperrt wegen Verschüttung mit Lawinen und Muren. Also
Notabstieg über 700 m hinunter ins Kaunertal. Unten einige
Kilometer Straße und dann auf produktiver Spur noch einmal 800
m hinauf mit kurzem Halt an der Verpeil-Alm. Der
Restweg zur
traumhaft schön inmitten
eines Bergpanoramas gelegenen Verpeilhütte inmitten eines
weiten grünen Hochtals
gelegenen Verpeilhütte
(2015 m) dauert gerade eine gute halbe Stunde, nach dem
vorausgegangenen Zwangsabstieg und Wiederaufstieg ein zäher
Restweg.
ca. 1100 m + 1080 m - 9:00
Stunden
6. Tag:
Entspannungstag auf der Hütte mit Gelegenheit den Weiterweg zu
sondieren. Die Unentwegten konnten den Hausberg Mooskopf (2532 m) nicht
unbestiegen lassen. Die
weitläufige Umgebung bietet Raum zum
Verweilen. Das sollte die Ruhe vor dem Sturm werden
7. Tag: Der
mit nur 4 Stunden gar nicht so lange Überstieg zur
Kaunergrathütte über das Apere
Madatschjoch (3030 m) war wegen der Schnee- und Eislage und Steinschlaggefahr
(Archivfoto) auf der Kaunertaler Seite gesperrt. Später stellte sich heraus, dass wenige Mutige es
doch gewagt haben. Es sei aber ziemlich haarig gewesen.
Jedenfalls nahm die Gruppe den schon mehrfach begangenen Umweg
teilweise über Hängeleitern
auf das Verpeiljoch,
weiter über viel Altschnee
zum Türele,
den
Mittelberglsee
und das Steinbockjoch
(Archivfoto), dann über eine elend schmale Spur in einem Rutschhang
(Archivfoto ohne Schnee) hinunter zur KGH. Sehr heftig ist es geworden. Jede Menge kräftezehrender
harter Altschnee
und die rutschige, am Anfang unangenehm steile feinkiesige
Spur zur Hütte forderte noch einmal alles. Geschafft, aber
unter diesen Verhältnissen nicht freiwillig noch einmal.
Nach vielen Sanierungsstufen ist
die Hütte zu einem Schmuckkästchen geworden. Kein Hotel in den
Bergen, aber eine noch die Historie atmende Hütte mit Seele und
Gesicht, dennoch auf dem aktuellen Stand. Vor allem der Eingangsbereich
mit
atemberaubend gewesener Toilettenanlage ist seit der letzten
Sanierungsstufe optimal geworden. Und die Hüttenfamilie Dobler
begeistert durch ihre freundliche Individualität. Die Terrasse
lud zur späten Entspannung ein mit Blick auf den sterbenden Watze-Hängegletscher.
1530 m + 710 m -
über 10 Stunden wegen viel kräftezehrendem Altschnee
Normalzeit
6-7 Stunden
8. Tag:
Aktiver Ruhetag nach Belieben. So z.B. kleine Wanderung auf den
nahen Plangerosskopf (3053 m) mit Logenausblick zum
Aperen Madatschjoch. Das ist natürlich nicht tagfüllend. So
war auch Besinnung angesagt.
Plangerosskopf 280 m + 280 m
- 2:30 Stunden
9.
Tag: Der
Abstieg
am nächsten Tag ist Routine. Auf dem Normalweg geht es flott
hinunter nach Plangeross zur Bushaltestelle. Wenigstens die
Rückfahrt über Innsbruck und München ist fast glatt
verlaufen. Alle Anschlüsse erreicht. Nur der Rest ab Mannheim
bis Mainz war eine halbe Stunde verzögert.
ca. 1250 m - 2:00
Stunden
Eine
tolle Gruppe war es. Alle von nahezu gleicher Leistungsstärke,
auch die beiden Senioren HaWi und Manfred, beide über Mitte
Siebzig und satte 25 Jahre älter als der älteste Teilnehmer konnten
von ihrer jahrelang konservierten alten Kondition zehren. Für die beiden Alten war diese lange und
anstrengend gewesene Tour wohl das "Alterswerk".
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